Rezensionen und Zeitungsartikel






CD-Empfehlungen/MDR Figaro/4.5.09/18.00Uhr

Take 5

Organisten singen Bach

Johann Sebastian Bach - Harpsichord Concertos

Ensemble Parlando/Deutsche Harmonia Mundi

Es scheint fast schon eine Gewissensfrage: Braucht die Musikwelt wirklich noch weitere Aufnahmen dieser bekannten Stücke von Bach? Mit Blick auf diese CD kann man mit der Gegenfrage antworten: Braucht man einen guten Wein? - Nicht unbedingt, aber schön, wenn man ihn hat. Es gibt noch immer Geschmackserlebnisse, bzw. klangliche Nuancen, die man noch nicht ausgekostet hat. Auf der CD musizieren großartige Musiker, die nicht nur virtuos auf historischen Instrumenten spielen, sondern auch eine neue Herangehensweise an das Werk gefunden haben. Vor allem die Solisten. Die Rumänin Alexandra Codreanu, der Norweger Jon Laukvik und der Saarbrücker Rainer Oster fallen positiv auf. Alle drei sind von Hause aus primär Organisten/Organistinnen und verstehen Bachs Musik daher von der Orgel her - das spürt man und das ist wirklcih eine spannende neue Klangnuance.






Rondo 1/2004

DHM/BMG 82876 51863-2
(2 CDs, 126 Min., aufgen. 5/2002)

Allzu schlecht kann Prinzessin Amalie von Preußen, die Schwester Friedrichs II., nicht Orgel gespielt haben: Zwar enthalten die Stücke, die Carl Philipp Emanuel Bach für sie schrieb, keine Pedal-Partie, aber die Kunst des Pedalspiels war dem Sohn eines der größten barocken Orgelvirtuosen selbst abhanden gekommen, wie er gegenüber Charles Burney zugab; allerdings enthalten die Sonaten und Concerti für Amalie besonders in der rechten Hand ausgedehntes Passagenwerk, das zu bewältigen eine nicht unerhebliche Fingerfertigkeit erfordert.
Das musikalische Material klingt häufig noch sehr deutlich an die barocke Tonsprache an, Fortspinnungspassagen und Sequenzenketten erinnern ebenfalls an Älteres. Gleichzeitig verhindert Bach aber konsequent und permanent jedes motorische Selbstläufertum, indem er das Material nicht linear, sondern mittels Kontrasten auf verschiedenen Ebenen eher in analogen Entwicklungszügen entfaltet. Rainer Oster widmet sich diesem Phänomen auf der Basis einer an der musikalischen Rhetorik orientierten Spielweise und setzt somit auf barocke Aufführungsmaximen, die sich als ausgesprochen brauchbar auch für den empfindsamen Stil erweisen, bringen sie doch überzeugend den Ausdrucksgehalt und das neuartige “Wollen” dieser bei eingehenderer Beschäftigung immer faszinierenderen Musik zum Vorschein. Das Ergebnis ist ein höchst ambitionierter, als vollkommen geglückt zu bezeichnender Versuch, C. P. E. Bach aus seiner musikwissenschaftlichen Nische als Sohn eines großen Vaters und wackeren Wegbereiter einer erst nach seinem Tod beginnenden neuen großen Zeit herauszuholen


Michael Wersin, 7.2.2003 (Rondo, 1/04)





Carl Philipp Emanuel Bach - untadelig gespielt


Carl Philipp Emanuel Bach, Organ Concertos & Sonatas, Ensemble Parlando, Rainer Oster, P 2003, BMG Ariola Classics 82876 51863 2/1, 2 CD (Bezug: cus01@bmg.com)

 Für diese Einspielung wählte Rainer Oster die Géant-Orgel von 1844 in der Kirche Saint-Adelphe in Albestroff in Lothringen. Zwar ist dieses Instrument erst 100 Jahre nach dem „großen“ Bach erbaut, birgt aber noch erstaunlich viel der Klangtradition des Rokoko in sich. Zumal es auch im Kammerton von 405 Hz steht, war es für diese Aufnahme geradezu prädestiniert. Lediglich in den ersten Sätzen der 3. und 4. Sonate wirkt der Klang etwas zu kompakt und gewaltig. Die untadelige ja geradezu spritzige Einspielung zeichnet ein klares Klangbild der Bachschen Kompositionen, zu denen hier neben den beiden Orgelkonzerten Wq 34 und 35 und den vier Sonaten Wq 70, 3-6, noch die Streichersinfonie C-Dur, Wq 182,3, zählt. Im dreisprachig gehaltenen Booklet gibt Nike Keisinger eine gute Einführung in die Programmwahl, während Rainer Oster die Orgelwahl begründet. Lediglich die Registrierangaben und Fotos des Ensembles und des Instrumentes fehlen, sicherlich wäre es auch nicht falsch gewesen, die Disposition der Orgel wiederzugeben, für die Bach seine Sonaten schrieb: die Migendt/Marx-Orgel von 1755 in Berlin. Insgesamt eine hoch empfehlenswerte CD!

 Rainer Goede

Carl Philipp Emanuel Bach
 Konzerte für Orgel u. Streicher G-dur und Es-dur
 Sinfonia für Streicher u. B.C. C-dur
 Orgelsonaten a-moll, F-dur, g-moll, D-dur

 Rainer Oster (an der Orgel der Kirche Saint-Adelphe in Albestroff/Lothringen)
 Ensemble Parlando: Margarete Adorf

 BMG/DHM 82876 51863 (2 CD) 




Der als Meister der freien Phantasie in die Musikgeschichte eingegangene, zweitälteste Bach-Sohn lieferte auch für die Orgelliteratur wichtige Impulse. Eine gewisse Rolle spielte hierbei vermutlich die Schwester Friedrich II., Prinzessin Anna Amalia von Preußen, der Carl Philipp Emanuel Bach seine "Sechs Sonaten für Clavier mit veränderten Reprisen" (1760) widmete. Dass mit "Clavier" die Orgel gemeint ist, erscheint zumindest in einigen Fällen triftig, schon auf Grund des erforderlichen Tastaturumfangs, wie ihn die hauseigene Orgel der Prinzessin aufwies.  

Die vorliegende Doppel-CD gibt ein äußerst vitales Zeugnis vom temperamentvollen Genie dieses Bach-Sohnes. Der empfindsame Charakter dieser Musik ist von Rainer Oster und dem nur 10- bzw. 12-köpfigen Ensemble Parlando vorzüglich herausgearbeitet. All das dargestellt an einer Orgel, die sich sowohl mit ihrer historisch tiefen Stimmung (405 Hz) wie auch auf Grund ihrer Disposition und Raumwirkung ideal zu diesem Oeuvre fügt.
 
Matthias Keller, Bayern 4 Klassik


Orgelklang der Empfindsamkeit   CONCERTO vom Februar 2004

Carl Philipp Emanuel Bach und Johann Friedrich Agricola schrieben 1750 im "Nekrolog auf Johann Sebastian Bach" über die Fertigkeiten des Verstorbenen an der Orgel, er habe "auf dem Pedale solche Sätze ausführen (können), die manchem nicht ungeschikten Clavieristen mit fünf Fingern zu machen sauer genug werden würden". Knapp ein Vierteljahrhundert später berichtet der Musikhistoriograhp Charles Burney über Carl Philipp Emanuel, den damaligen Director musices der fünf Hamburger Hauptkirchen: "Herr Bach hat in so langer Zeit nicht mehr auf der Orgel gespielt, daß er sagt, er wisse nichts mehr auf dem Pedal zu machen."
Dass der Sohn, was die Orgel betrifft, das Erbe seines Vaters nicht angetreten hat, lässt sich wohl kaum besser verdeutlichen als durch die Gegenüberstellung. Zwar war Carl Philipp Emanuel als Meister auf den besaiteten Tasteninstrumenten in ganz Deutschland bekannt, der Orgel ging er jedoch offenbar selbst als Hamburger Musikdirektor aus dem Weg. Entsprechend klein ist die Zahl seiner Kompositionen für Orgel. Eigentlich überrascht es, dass er überhaupt für dieses Instrument geschrieben hat. Neben den auf der vorliegenden Doppel-CD eingespielten Werken gibt es noch zwei weitere Sonaten sowie je ein Präludium und eine Fantasie mit Fuge. Bis auf das Präludium besitzt keine der Orgelkompositionen eine Pedalstimme was angesichts Burneys Bericht nichzt weiter verwundert, sodass alle diese Werke problemlos auf einem Saitenclavier ausgeführt werden können. Dass Bach sogar damit rechnete, beweisen u.a. einige Veränderungen in der Sonate Wq 70/5, die eigens für die Aufführung "aufm Flügel oder Claviere" angebracht wurden. Rainer Oster spielt diese Veränderungen in der vorliegenden Aufnahme übrigens bei der Wiederholung der betreffenden Satzteile - nicht unbedingt eine zwingende Idee. Die beiden Konzerte Wq 34 und 35 wiederum sind jeweils mit Concerto per l'organo overo il Cembalo überschrieben.
Durch stilistische Besonderheiten - häufige übergehaltene , vollgriffige Akkorde - scheinen zumindest die vier Sonaten Wq 70/3-6 als originale Orgelkompositionen ausgewiesen zu sein. Dafür spricht auch, dass Bach sie aller Wahrscheinlichkeit nach für die 1755 errichtete Hausorgel der Prinzessin Anna Amalia von Preußen schrieb. Anders als ihr Bruder, König Friedrich II. schätzt Anna Amalia die Musik des Bachsohns und ernannte ihn sogar noch 1767, also kurz vor seinem Weggang von Berlin nach Hamburg, zu ihrem Kapellmeiste. Bach widmete ihr 1760 die Sechs Sonaten mit veränderten Reprisen Wq 50. Offenbar erhielt er von der Prinzessin auch den Auftrag für die vier Orgelsonaten. Von der Hand Johann Nikolaus Forkels findet sich in einer Quelle der Sonaten die Eintragung: "NB. Diese 4 Orgelsolos sind für eine Prinzessin gemacht, die kein Pedal und keine Schwierigkeiten spielen konnte, ob sie sich gleich eine schöne Orgel mit 2 Clavieren und Pedal machen ließ, und gerne darauf spielte." Schwierig sind die vier Sonaten - gemessen an vielen von Bachs Werken für Saitenclavier - sicherlich nicht. Der empfindsame Stil treibtr aber auch hier schöne Blüten, sodass Urheber und Entstehungszeit (1755) direkt erkennbar sind.
Dass Empfindsamkeit und Orgelklang einen unvereinbaren Gegensatz bilden könnten, dieser Verdacht stellt sich bei Rainer Osters Spiel erst gar nicht ein. Dazu trägt er die Werke zu gefühlsbetont vor, dazu ist seine Freude am Ausspielen der rhetorischen Implikationen der Bach'schen Musik zu groß. Durch leichte Tempomodifikationen - etwa die Verzögerung der Auflösung von Vorhalten oder ein Rubato an dynamischen Bruchstellen - und Setzung deutlicher Zäsuren gliedert er sinnvoll die "interpunctische Form" der Sonaten. Vor allem aber fasziniert sein frischer, engagierter Zugriff auf die Werke, seine nie vordergründig anmutende Virtuosität.
Die aus dem Jahr 1844 stammende, sehr charakteristisch intonierte Orgel der Kirche Saint-Adelphe im lothringischen Albestroff ist für Osters Interpretation ein ideales Instument. Zwar existiert noch Anna Amalias Hausorgel von Peter Migendt, für die Bach die Sonaten wahrscheinlich schrieb, sie war aber wegen unglücklicher Restaurierung für das Zusammenspiel mit historischen Streichinstrumenten und damit für die Einspielung vor allem der Konzerte ungeeignet, wie Oster im Beiheft kommentiert. Bach nutzt jedoch den außergewöhnlich großen Tastaturumfang dieser Orgel (bis f''' in Haupt- und Oberwerk) sowohl in den Sonaten als auch in den Konzerten aus (dies ist nebenbei ein Indiz dafür, dass vielleicht auch die Konzerte im Zusammenhang mit Anna Amalia komponiert wurden). Da der Umfang vieler Orgeln des 18. Jahrhunderts lediglich bis d''' reicht, verfielen die Interpreten auf die Albestroffer Orgel, die mit einem Umfang bis c'''' aufwarten kann. Der weiche Prinzipal-Klang dieses Instruments trägt nicht unwesentlich zu dem stimmungsvollen Eindreuck bei. Oster beschränkt sich dabei auf Registrierungen, die dem Klangideal des mittleren 18. Jahrhunderts näher stehen als dem der französischen Romantik.
Als selbstbewusster, temperamentvoller und trotz der kleinen Besetzung mit nur neun Streichern klangvoller Partner des Organisten zeigt sich das für diese Aufnahme eigens gegründete Ensemble Parlando. Nur wurde das Contiunuo-Cembalo in den Orgelkonzerten von der Tontechnik etwas zu weit in den Hintergrund gerückt. Ansonsten steht dieses Ensemble anderen, die in Sachen Carl Philippp Emanuel Bach bereits erprobt und renommiert sind - etwa der Akademie für Alte Musik Berlin oder dem Amsterdamer Barockorchester - in nichts nach.

Andreas Friesenhagen

http://www.musicweb-international.com/classrev/2000/apr00/buxtehudeorgan.htm

 This collection is well chosen and ordered, and I played it straight through with increasing pleasure. Many of the toccatas and choral fantasies are in the 'stylus fantasticus', with sudden changes of pace and emotion. Buxtehude's preludes are basically toccatas with fugue and toccata-like passages  alternating freely;each of those in D and A minor incorporates two fugues.  The Passacaglia in D minor may have influenced Bach, who travelled to visit  Buxtehude and hear him play.

 Buxtehude went to Hamburg to visit Arp Schnitger, whose delightful organ  at St Jacob's Church there has been chosen for this recording. It is a large  instrument with four manuals and a fine assortment of characteristic stops,  which are well selected in this recital. For me, Buxtehude had been a worthy  forerunner of J S Bach, but himself a somewhat shadowy figure. This collection  brings him into focus as a fine composer in his own right. Well recorded  and with adequate background notes - I have not enjoyed an organ CD so well  for many a month.

 Reviewer

Peter Grahame Woolf 


Carl Philipp Emanuel Bach
Orgelconcerten en orgelsonates
Ensemble Parlando / Rainer Oster
DHM 82876 51863 2 (2 cd)

Voor Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788) was zijn vader, Johann Sebastian, een ouderwetse componist. Voor zijn tijdgenoten was Carl Philipp ‘de grootste componist die ooit geleefd heeft.’ De latere officiële muziekgeschiedenisschrijvers hebben hem niet hoog staan. Niet minder dan vijftig klavierconcerten en nog veel meer sonates en vrije fantasieën staan op zijn naam. Voor de van het orgel bezeten prinses Anna Amalia van Pruissen schreef hij orgelconcerten en –sonates, al of niet met strijkers. Het zijn frivole stukken muziek, geschreven in de ‘empfindsame’ stijl, een etiket dat hem beroemd maakte. Deze soort muziek moest met name ‘het hart beroeren’.  Voor de Oostenrijker Baron van Swieten, die diende aan het Pruisische hof, schreef Carl Philipp een symfonie voor strijkers en basso continuo. Vier orgelsonates, twee concerten en een symfonie worden tot klinken gebracht door het Ensemble Parlando, onder leiding van Rainer Oster, die zelf ook het orgel bespeelt. Het is een instrument dat in 1844 door Joseph Géant is gebouwd voor de Saint-Adelphe in Albestroff/Moselle en in 1993 door Yves Koenig gerestaureerd. Rainer Oster is met zijn Ensemble Parlando de authentieke uitvoeringspraktijk toegedaan. Samen met de violiste Margarete Adorf, richtte hij Parlando op. Margarete levert een belangrijke bijdrage aan de manier waarop deze muziek tot klinken komt.

Aad Alblas





 Reviewer: Lawrence Cross (l.cross@zfree.co.nz)  from New Zealand
 This CD is that happy combination of superb music, organ, playing and recording - all on a super-budget label! Buxtehude's music and this organ are inextricably linked by virtue of its style and design. Originally built by Arp Schnitger between 1689 and 1693, the organ's most recent restoration was carried out in 1993 after having been dismantled and hidden away during World War 2. After spending nearly six million marks, it is now back to its former glory. Its specification has 60 stops spread over 4 manuals and pedals, the latter including both 32' Principal and 32' Posaune. For centuries this has been one of Europe's most important organs. Bach himself almost took up a position there following the death of his first wife, but went to Leipzig instead. The organist on this disc is fully worthy of this heritage. A multiple prizewinner, he is little known outside Germany. Hopefully that situation will now change, and he will be engaged to make many more recordings. With the organ's tuning at a'=495Hz, all the works played here sound sharp to modern ears, none more so than the Praeludium in F-sharp minor which has been transposed up a semitone to avoid clashes in the mean tone temperament. Personally, I wish he hadn't, as mean tone was widely used in the 17th and 18th centuries, and many of the harmonic frissons that Buxtehude surely had intended are minimised. Controversy continues over this subject, most recently in the correspondence columns of the May and August 2000 Organists' Reviews. There have been other CDs of this organ including a recent one from Priory Records. But for this present release we have superb playing with imaginative registrations on one of Europe's finest historic organs, and is a winner in every respect.